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Das Zitat im November – Werner Heisenberg (Foto: Screenshot Youtube)

Werner Heisenberg gilt als einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts. War Niels Bohr der Guru der Quantenmechanik, so waren Heisenberg und Wolfgang Pauli die jungen Wilden dieses Fachs. Kühn oder, wie sein Doktorvater Arnold Sommerfeld oft meinte: leichtsinnig setzte sich der Professorensohn über traditionelle Sichtweisen hinweg, wenn es darum ging Erklärungen zu finden. So entwickelte er zum Beispiel eine Formel für die Darstellung von Atomspektren, indem er halbzahlige Werte für die Spinquantenzahl verwendete – eine Annahme, die physikalisch eigentlich gar keinen Sinn ergab.
Als er im Juni 1924 auf Helgoland einen Heuschnupfen auskurierte, erarbeitete er die erste mathematische Formulierung der Quantenmechanik; eine Sternstunde der theoretischen Physik. Wie sich erst danach herausstellte hatte Heisenberg dabei intuitiv die Regeln der Matrizenrechnung verwendet, eines neuen, bis dahin rein theoretischen und kaum beachteten Seitenzweiges der Mathematik. Drei Jahre später entwickelte Heisenberg seine berühmte Unschärferelation, 1932 erhielt er den Nobelpreis für Physik.

Heisenberg war mindestens so sehr Mathematiker wie Physiker. Pauli spöttelte gar, er beherrsche die Physik nicht genug, um die Absurdität seiner halben Quantenzahlen einzusehen. Das war eine typisch paulische Frotzelei und dennoch wirft sie ein interessantes Licht auf Heisenbergs Herangehensweise. Und trotzdem, das zeigt das Zitat, war Heisenberg sich des Unterschieds zwischen mathematischem Modell und Realität sehr bewusst.

Kaum größer könnte der Unterschied zu einem Max Tegmark sein. Von dem Kosmologen bekommt man zu hören, eine Theorie könne die Existenz paralleler Universen „voraussagen“ oder gar generell „das Mögliche in das Wirkliche“ verwandeln (wie an dieser Stelle schon ausführlich besprochen). Was hätte Heisenberg dazu wohl gesagt?

Posted by:Axel Stöcker

Axel Stöcker studierte Mathematik und Chemie. Seit 2016 bloggt er zu den „großen Fragen“ der Wissenschaft und des Lebens im Allgemeinen und war damit schon mehrfach für den Wissen-schaftsblog des Jahres nominiert (https://die-grossen-fragen.com/). Einen Schwerpunkt bilden dabei die Themen Bewusstsein und freier Wille. Dazu interviewt er auf dem YouTube-Kanal „Zoomposium“ zusammen mit Dirk Boucsein bekannte Hirnforscher wie Wolf Singer oder Gerhard Roth. Seine Gedanken zu diesem Thema hat der „Skeptiker mit Hang zur Romantik“ nun in dem Roman „Balduins Welträtsel“ verarbeitet.

24 Antworten auf „Wie hältst du’s mit der Mathematik?

  1. Axel Stöcker: „…wie sein Doktorvater Arnold Sommerfeld oft meinte: leichtsinnig setzte sich der Professorensohn über traditionelle Sichtweisen hinweg, wenn es darum ging Erklärungen zu finden.“

    So muß es sein!

    Sichtweisen sind zeitgebunden – andernfalls wirken sie störend, blockierend, verfälschend.
    In der Wissenschaft darf Tradition keinen Wert darstellen; sonst ist sie keine Wissenschaft, sondern ein Club.

    * Ist ein Phänomen neu, also noch unbekannt
    * Wird eine andere Perspektive gewählt
    * Bei neu gestellten Fragen

    Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß in allen drei Fällen neue Methoden gefunden werden müssen.

    In jedem Fall muß das Werkzeug (Methode) der
    Absicht angepaßt werden und nicht umgekehrt.

    Axel Stöcker: „Wie sich erst danach herausstellte hatte Heisenberg dabei intuitiv…“

    Obwohl die INTUITION ein „unwissenschaftliches Phänomen“ darstellt, ist sie doch auf der Basis von Neugierde, Ehrgeiz und den erforderlichen kognitiven Fähigkeiten die wichtigste (!) Unterstützerin wissenschaftlicher Vorhaben.

    Axel Stöcker: „…war Heisenberg sich des Unterschieds zwischen mathematischem Modell und Realität sehr bewusst.“

    Das zu erkennen ist für manchen wissenschaftlichen Nerd nicht selbstverständlich. Es setzt schon einen etwas höheren Grad an GEISTIGER REIFE voraus.

    Die Geistige Reife zeigt sich völlig unabhängig von fachlichem Können. (So, wie die empathische Intelligenz auch nichts mit mathematischen Fertigkeiten zu tun hat.)

    Max Tegmark: …generell „das Mögliche in das Wirkliche“ verwandeln…

    Wir können sogar das Gewünschte in Wirklichkeit verwandeln. Vorausgesetzt, die Möglichkeit ist schon als (noch) unerkannte „Blaupause“ vorhanden; wenn es also ihre Aura bereits gibt.

    Wir können nichts schaffen, was
    nicht als Möglichkeit angelegt ist.

    (Bis hierhin noch ganz davon abgesehen, daß das, was wir gemeinhin das „Wirkliche“ nennen, bei genauerem Hinsehen… gar nicht das Wirkliche ist.)

    Axel Stöcker: „Was hätte Heisenberg dazu wohl gesagt?“

    Das ist doch wurscht. Er hat zu seiner Zeit das ihm Mögliche
    genutzt und getan. – Nutzen und tun wir das uns Mögliche !

    Gute Gesundheit !
    …wünscht Nirmalo

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  2. Hallo Nirmalo,
    Was Heisenberg angeht: Ganz Ihrer Meinung. So muss es sein!
    Sichtweisen sind zeitgebunden, Methoden auch. Wobei Intuition wohl eine zeitlose Methode ist, ohne die die Naturwissenschaft nicht da wäre, wo sie heute ist (was natürlich genauso für alle anderen menschlichen Denksysteme gilt). Und Heisenberg hatte auch noch die geistige Reife, seine Geistesblitze richtig einzuordnen (wie man ja gerade auch an dem Zitat sieht). Denn natürlich gibt es auch falsche Intuitionen.

    Was Tegmark angeht: Bei ihm scheint mir die geistige Reife manchmal zu fehlen. Nein, eine mathematische Formel kann nicht „das Mögliche in das Wirkliche“ verwandeln. Jedenfalls nicht, wenn man das „Wirkliche“ in einem naturwissenschaftlichen, durch Beobachtungen prüfbaren Sinne versteht. Das ist grober Unfug.

    Sie meinen „wirklich“ vermutlich in einem anderen, nämlich philosophischen Sinne, was natürlich legitim ist. Ich hätte ja auch kein Problem, wenn Tegmark sagen würde: „Leute, ich mach jetzt mal keine Kosmologie mehr, sondern Metaphysik oder Esoterik und ich hab mir folgendes überlegt: Es muss da noch 10 hoch 500 Universen geben, von denen wir gar nix wissen…“ Aber das tut er ja nicht. Er nimmt weiterhin in Anspruch Kosmologie zu machen („serious science“) und behauptet, die ganzen Universen seien „wirklich“. Das hätte sich Heisenberg – zu Recht! – niemals angemaßt. Er war nämlich nicht nur philosophisch gebildet (das ist Tegmark möglicherweise auch) sondern konnte auch zwischen Philosophie und Naturwissenschaft unterscheiden.

    Die Gesundheit macht Fortschritte, danke.
    Frisch auf, 2018.
    AS

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  3. Axel Stöcker: „Wobei Intuition wohl eine zeitlose Methode ist“

    Ja, die Intuition ist zeitlos. Und nein, die Intuition ist keine Methode. Sie ist – wie die Liebe – nichts, worüber wir verfügen können. Ich nenne sie heute Nacht… die universelle Intelligenz. Über sie können wir nicht bestimmen. Die Wissenschaft kann sie nicht zu fassen kriegen und dennoch… ist sie zu 100% von ihr abhängig.

    METHODEN können wir entwickeln, anwenden und auch verwerfen, denn… sie sind kleiner als wir.

    INTUITION… ist größer als wir.

    Axel Stöcker: „…ohne die die Naturwissenschaft nicht da wäre, wo sie heute ist“

    Ohne die Intuition gäbe es gar keine Wissenschaft – allenfalls Statistik. 😉

    Axel Stöcker: „…anderen menschlichen Denksysteme…“

    An welche denken Sie?

    Axel Stöcker: „Heisenberg hatte auch noch die geistige Reife, seine Geistesblitze richtig einzuordnen“

    Wir dürfen nicht die Geistige Reife mit dem IQ oder mit anderen Fähigkeiten verwechseln.

    Jemand mit einem hohen IQ (was immer das auch sein mag) kann ein Mensch auf einem niedrigen Level der Geistigen Reife sein. Beispiel: Leute, die Massenvernichtungs-Mittel herstellen sind Leute mit einem hohen IQ, aber ihnen fehlt die Reife, um ihr Tun bleiben lassen zu können.

    Umgekehrt: Ein Analphabet, also jemand, der vielleicht keine einzige Schule von innen gesehen hat, kann ein Mensch auf einem hohen Level der Geistigen Reife sein. Solche Leute werden oft auch „weise“ genannt.

    Um die Geistesblitze optimal einordnen zu können, bedarf es des jeweiligen Vorwissens und einer sich bereits entwickelten fach-spezifischen Klugheit. Mit Geistiger Reife hat das aber nichts zu tun.

    Axel Stöcker: „…wenn man das „Wirkliche“ in einem naturwissenschaftlichen, durch Beobachtungen prüfbaren Sinne versteht“

    Eine Wissenschaft, die NUR das als wirklich gelten läßt, was durch Beobachtung überprüfbar ist, ist nach meinen Verständnis keine Wissenschaft, sondern Aberglaube.

    Denn dann wäre zum Beispiel Liebe unwirklich, Freude, Vertrauen, Intuition, Intelligenz, Weisheit – alles das und vielleicht noch einiges oder sogar vieles mehr wäre nach dieser Definition… „unwirklich“. Das erinnert mich an einen großen Vogel: „Was ich nicht sehe, existiert auch nicht.“

    Unsere Wissenschaft ist nun mal – dank ihres engen Horizontes und der daraus folgenden immer noch sehr primitiven Methoden – ziemlich dumm.

    Eine seriöse Wissenschaft unterscheidet in erster Linie zwischen Wissen und Nichtwissen. Sie knackt sich damit keinen Zacken aus der Krone, wenn sie ehrlich zugibt: „Das und das… wissen wir nicht.“

    Eine seriöse Wissenschaft darf vor keinem Phänomen die Scheuklappen auf „eng“ stellen, nur weil sie etwas nicht fassen, nicht einordnen und nicht erklären kann!

    Schluß für heute.
    Eine gute Nacht
    wünscht Nirmalo

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    1. Sie haben Recht, Intuition ist keine Methode. Vielmehr ist sie ein unberechenbares Geschenk. Sie ist eine – wenn auch nicht immer vertrauenswürdige – Erkenntnisquelle.

      Mit „anderen Denksystemen“ meine ich z. B. Philosophie, Kunst, Literatur… aber auch Mathematik (die ja keine Naturwissenschaft ist).

      „Axel Stöcker: „Heisenberg hatte auch noch die geistige Reife, seine Geistesblitze richtig einzuordnen“
      Wir dürfen nicht die Geistige Reife mit dem IQ oder mit anderen Fähigkeiten verwechseln.“
      Meinte ich hier auch gar nicht. In Heisenbergs Haltung schwingt m. E. auch die Anerkennung der Grenzen des wissenschaftlichen Instrumentariums und damit der Naturwissenschaft selbst mit. Eine geistige Reife, die Tegmark offensichtlich völlig abgeht.

      „Eine Wissenschaft, die NUR das als wirklich gelten läßt, was durch Beobachtung überprüfbar ist, ist nach meinen Verständnis keine Wissenschaft, sondern Aberglaube.“
      In dem Punkt liegen wir nun völlig konträr. Ich sehe es nämlich, bezogen auf NATUR-Wissenschaft, genau andersherum. Wenn sie Dinge behauptet, die nicht prinzipiell durch Beobachtungen falsifizierbar sind, ist das keine Naturwissenschaft mehr, sondern es wird zu irgendetwas anderem: Geisteswissenschaft, Metaphysik, Mythologie, Sciencefiction, Aberglaube,… (Was ja nicht heißt, dass es damit dann automatisch völliger Blödsinn sein muss). Das ist Poppers Kerngedanke.

      Und das bedeutet nicht, zu sagen „Was ich nicht sehe, existiert auch nicht.“ Auch wenn dies eine verbreiteter gedanklicher Kurzschluss unter Naturwissenschaftlern ist. Er ist aber überhaupt nicht zwingend und ich sehe ihn auch nicht so.
      Es ist nur leider so, dass Naturwissenschaftlichkeit nur um den Preis einer verengten Perspektive zu haben ist. Dass es da noch mehr geben kann, sollte aber eigentlich jedem Naturwissenschaftler, der noch nicht betriebsblind geworden ist, klar sein.

      Schönen Gruß
      AS

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      1. .

        „Überraschung und Verwunderung sind der Anfang des Begreifens und Verstehens.“ 
        – José Ortega y Gasset

        .
        Axel Stöcker: „Intuition ist … ein unberechenbares Geschenk.“

        Ja, so ist es.

        Wie auch Liebe, Bewußtsein und anderes… nicht berechenbare Geschenke sind.

        Daß wir „völlig konträr“ liegen, sehe ich nicht. Ich tippe auf Mißverständnis.

        Der Moment von Reife des Herrn Heisenberg zeigt sich im Zitat, weil er in der Lage zu sein scheint, die Methoden aus der Draufsicht sehen zu können, also nicht mit ihnen identifiziert ist, daß er die Methoden-Brille auch ablegen kann.Es ist „die Anerkennung der Grenzen des wissenschaftlichen Instrumentariums und damit der Naturwissenschaft selbst.“

        Die Logik ist eine Methode des Verstandes und die Mathematik eine ihrer Sprachen.

        Das sind unsere Werkzeuge. Sie alle sind kleiner als wir.
        Und die Intelligenz und die Intuition sind größer als wir.

        Eine Wissenschaft verhält sich ignorant und/oder dumm, wenn sie nicht in der Lage ist, das Kleinere vom Größeren unterscheiden zu können und sich in der kleinen Logik verstrickt, sich mit ihr sogar identifiziert.

        Natürlich hat auch die zweiwertige Logik – an der richtigen Stelle intelligent genutzt – ihre Berechtigung. Ebenso haben auch andere primitive Methoden in der passenden Situation ihre Berechtigung, zum Beispiel, wenn es um Grob-Materielles geht.

        Nur hat die Logik (wie jedes andere Werkzeug) neben ihrem Nutzen eben auch ihre Grenzen.

        Und die Wissenschaft selbst ist als Ganzes (auch nur)
        ein unterstützendes Element zum Wohl der Gesellschaft.

        Eine intelligent aufgestellte (also auch ehrliche, seriöse) Wissenschaft wird KEIN Phänomen ignorieren; auch dann nicht, wenn es (auf ihrem Stand der Methoden oder per se) nicht verstanden werden kann.
        .

        „Das tiefste und erhabenste Gefühl, dessen wir fähig sind, ist das Erlebnis des Mystischen. Aus ihm allein keimt wahre Wissenschaft. Wem dieses Gefühl fremd ist, wer sich nicht mehr wundern und in Ehrfurcht verlieren kann, der ist seelisch bereits tot.“ – Albert Einstein

        .
        Sie hören sich wieder fit an.
        Gruß von Nirmalo

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  4. Mathematik und Wissenschaften all` sind die Spanne zwischen „0 “ und „∞“.
    Null versteht Mathe nicht, ebenso wenig Infinituum, weil diese jenseits dem Verstande.
    Mathemathik ist infolge dessen die Spanne dazwischen.
    Der Verstand ist das Pendel an der Wand von Zeit-Raum, das zwischen links und rechts, „+“ und „-„, „gut“ und „böse“, „Mann“ und „Frau“ pendelt. Was darüber ist, gibt es für ihn nicht.Und was der nicht tasten und verstehen kann, ist für ihn inexistent und ireal.Höchstens, surreal.
    Und in der Tat, ab da fängt die Kunst an.
    Darüber, die Philosophie. Die kühne Vorstellungskraft im Feld persönlicher Interpretationen.

    Und ganz außerhalb der Eierschale, das reine Bewusstsein.
    Ohne Logik, Individualität, Dynamik, Kausalität. Interpretationslos.
    Und eben ab da beginnt das unedliche Reich der Wirklichkeit…

    Wissenschaft??
    Nein. Aber Wissen.

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  5. Wissenschaft ist das Wissen in dem Schaft.

    Was sie sucht, findet sie nur anders`rum, aber wenn sie was erfindet, ist das ganz ihr Ruhm.
    🙂

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  6. Zu wenig Schule läßt nicht mal Fragen offen, zu viel Schule läßt nur Fragen offen.
    Doch was den Verstand ganz offen macht, ist nur das Herz.

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  7. Intelligenz ist nicht die Persönlichkeitpotenz, auch nicht die Ideenvalenz, sondern die Unendlichkeitspräsenz, wahrgenommen in aller Ideenabsenz.

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  8. Hallo Muktananda, Sie schrieben am 10. Januar 2018 um 18:58 „Mathematik und Wissenschaften all` sind die Spanne zwischen „0 “ und „∞“.“

    Ja. Ein schönes Bild.

    Muktananda: „Null versteht Mathe nicht, ebenso wenig Infinituum, weil diese jenseits dem Verstande“

    Auch hier: Ja.

    Muktananda: „Mathemathik ist infolge dessen…“

    Ja – aber nicht „infolge dessen“. Es ist zwar wie Sie sagen, aber es ist URSACHENLOS so, wie es ist. Die lineare Idee der Kausalität ist eine (zwar kleine, aber in den meisten praktischen Fällen ausreichend gut funktionierende) Konstruktion des Verstandes.

    Ja, der Verstand ist im dualen Denken gefangen. Aber das ist seine Arbeitsweise. Der Mensch ist größer als der Verstand. Solange wir uns mit ihm identifizieren, bewegen wir uns zwangsläufig nur auf der HORIZONTALEN.

    Wir sind Vertikale
    plus ! Horizontale.

    Keinesfalls nur Horizontale. Eine modernere Wissenschaft wird darum wissen und den Verstand „von oben“, also aus der Draufsicht betrachten können und nicht wie bisher, nur aus dem Verstand heraus, quasi durch dessen eingeschränkter Brille.

    Das DUALE und das NON-Duale existieren gleichzeitig.

    Das erscheint uns (bzw. dem Verstand) als paradox. Aber nur so lange, wie wir (noch) nicht die VERTIKALE einbeziehen. Denn sobald wir in Ebenen denken, lösen sich viele der vermeintlichen Paradoxien auf. Dann können wir anerkennen, daß die beiden folgenden Sätze gleich wahr sind:

    1. Alles ist EINS. Oder: Es gibt NUR das Eine.
    2. Alles ist von einander getrennt und verschieden.

    Auf der gesellschaftlichen Ebene brauchen wir die Unterscheidungsfähigkeit des Verstandes! Und die Philosophie bedarf des Differenzierungsvermögens. Dennoch ist und bleibt immer alles EINS.

    Wir kennen die Problematik mit den Ebenen bereits am Beispiel des Navi-Geräts im Auto: Es kann (noch) nicht die Vertikale berücksichtigen. Das führt zu Irritationen, wenn mehrere Verkehrsschilder auf verschiedenen Ebenen (Brücken, Überführungen, Hängen…) gleichzeitig (quasi „übereinander stehend“) unterschiedliche Anweisungen geben. Eine technische Paradoxie.

    Es ist kalt, aber die Sonne scheint! 🙂
    – Nirmalo

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    1. Nein, der Mensch ist mehr als Horinzontale und Vertikale. Er ist mehr sogar als die summe aller Moglichkeiten.
      Der Mensch ist Bewusstsein.
      Er ist, INFOLGE DESSEN, alles und überall, weil das Alles.
      Auch wenn er dies vergißt und ignoriert komplett.

      P.S. Für den Verstand, ist alles außer Zeit und Raum ein Paradoxon.
      Für das Herz, ist sogar das Nichts des Verstandes keines.

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  9. Hallo Axel,

    es würde mich freuen, auch von Ihnen mal wieder zu lesen.

    Sie schrieben am 10. Januar 2018 um 0:00: „natürlich gibt es auch falsche Intuitionen“ Interessante Aussage. 🙂 Ich weiß, daß man das nicht soll, aber ich frage mal zurück: Gibt es ein falsches Feuer?

    Das Feuer kümmert sich nicht darum, ob wir ein Haus in Brand stecken oder Wasser für einen Tee kochen wollen. Es steht uns für alle Absichten zur Verfügung. Das selbe gilt für die Elektrizität, für die Intuition, selbst für die uns umgebende Intelligenz.

    Es gibt weder eine richtige,
    noch eine falsche Intuition.

    Anders stet´s mit der Weisheit, dem ZENTRUM der (echten !) Philosophie. Sie repräsentiert eine der höchsten Ebenen (6) der Geistigen Reife.

    Philosophie = Liebe zur Weisheit.

    Und die WAHRHEIT… ist der Grundstein der Weisheit!

    Ohne Wahrheit keine Weisheit,
    ohne Weisheit keine Philosophie.

    Die heutige Naturwissenschaft hat, zwar unausgesprochen, aber ebenfalls die Wahrheit als Fundament. Nur ist ihr die IDEE der WIRKLICHKEIT von noch größerem Wert. Vor einigen Jahren haben die Kern- und etwas später die Quantenphysik diese Idee ins Schlingern gebracht. Sie steht schon längst nicht mehr ganz fest.

    Also zeigt uns indirekt sogar die Wissenschaft,
    daß die Wahrheit den höheren Wert ausmacht.

    Natürlich hat der Begriff „Wirklichkeit“, besonders als Sprachbegriff in der sozialen Umwelt seine Berechtigung. Nur muß er mindestens in der Philosophie genau bestimmt und in den verschiedenen wissenschaftlichen Kontexten genau definiert werden.

    Hab eben in der Sonne gesessen.
    Für einen Cognac viel zu kalt.

    Einen solchen – wohltemperiert,
    wünscht Ihnen Nirmalo

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    1. Hallo Nirmalo,
      nichts lieber, als hier ein wenig zu philosophieren. Aber ich muss Sie leider vertrösten. Das Nicht-Blogger-Leben fordert gerade seinen Tribut.
      Aber wenn wir diesen interessanten Aspekt konservieren könnten, können wir ihn in einigen Tagen (würde mal sagen, spätestens nächstes Wochenende) gerne wieder aufnehmen.
      Ich versuche als Überbrückung vielleicht mal einen Pastis
      Gruß
      AS

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    2. Also ich habe mal ganz profan bei Wiki nachgeschaut. Intuition ist demnach die unmittelbare Einsicht in einen Sachverhalt, ohne dabei bewusste Schlussfolgerungen machen zu müssen. Also eine quasi spontane Erkenntnis. Damit wäre Intuition per Definition immer richtig. Andererseits steht da der interessante Satz:
      „Kritisch ist hierbei zu sehen, dass bei positiver Wirkung einer − zunächst nicht begründbaren − Entscheidung gerne von Intuition gesprochen wird, während man im Falle des Scheiterns schlicht „einen Fehler gemacht“ hat, wobei es gerade keinen Mechanismus gibt zu prüfen, welche mentalen Vorgänge zur jeweiligen Entscheidung führten.“
      Wenn man also als Intuition einfach jede Art von „Eingebung“ bezeichnet, kann sie natürlich auch falsch sein.
      Sowohl falsch, also auch richtig – während Sie das „weder – noch“ bevorzugen. Vielleicht liegen wir gar nicht so weit auseinander.
      Der Unterschied könnte darin liegen, was man unter „richtig“ versteht. Richtig im Sinne von wahr oder wirklich, wie Sie es ja auch angesprochen haben. Ich bin nämlich gar nicht so sicher, ob die Naturwissenschaft die Wahrheit als Fundament habt, wie Sie sagen. M. E. ist das Fundament der Naturwissenschaft das Objektivierbare, also das, was mehrere Beobachter gemeinsam als existent oder wirklich beschreiben würden. Damit wäre nach meinem Empfinden sicher ein Teil der Wirklichkeit beschrieben, aber Wahrheit umfasst doch noch mehr und geht tiefer.
      Heisenberg habe mal geschrieben, je mehr wir forschen, desto müssen wir den Anspruch der Welterklärung durch den Anspruch der Weltbeschreibung ersetzen. Es geht in der NW also oft um wichtige, aber recht prosaische Dinge. Wahrheit ist da ein großes Wort, von Weisheit gar nicht zu reden. Insofern volle Zustimmung zu:

      „Also zeigt uns indirekt sogar die Wissenschaft,
      daß die Wahrheit den höheren Wert ausmacht.“

      Bekanntlich wollen das nur nicht alle Naturwissenschaftler akzeptieren. Auch ihnen ist eben nichts Menschliches fremd, schon gar nicht eine gewisse Hybris.

      „Hab eben in der Sonne gesessen.
      Für einen Cognac viel zu kalt.“ – Das habe ich nicht verstanden. Kann es zu kalt für einen Cognac sein? 🙂
      Hier in Spanien war es heute jedenfalls unnatürlich warm für Januar. Definitiv zu warm für einen Cognac.
      Mit einem kühlen Bier auf die Wahrheit grüßt
      AS

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  10. Der Mensch denkt und kämpft.
    Der Mensch kämpft und bekämpft.
    Er denkt wenig und fühlt fast nichts.
    Aber dafür bekämpft er alles.
    Er bekämpft das, was er werden könnte, obwohl er das unwerdende Sein ist.
    Der Mensch ist meist ein Egoist.
    Darum verliert er auch.
    An seinem eigenen Wert, den er kaum erkennt.

    Was der Mensch verkennt, bekämpft er.

    DER MENSCH IST SEELE, DIE ER ABER VERKENNT.
    Den ganzen wertlosen Wert gibt der Mensch seiner vergänglichen Nation und Tradition, womit er sich fälschlich identifiziert.
    Er gibt den Wert dem Glauben, womit er sich Jahrtausende selbst indoktriniert hat.
    Er glaubt immer noch, gegen den Andersmensch zu kämpfen.
    Er kämpft auch dafür, dass er nicht anders denken darf.
    Der Mensch kämpft gegen seine eigene Freiheit und bekämpft das Anderssein eigener Vorurteile.
    Der Mensch ist die Verkörperung eigener Vorurteile, die ihm zum Ideal wurden.
    Obwohl der Mensch Seele ist.
    Obwohl der Mensch letzendlich Bewusstsein ist.
    Er vergisst seine Seele.
    Er vergisst, dass ER BEWUSSTSEIN IST.
    Dass er eigentlich Bewusstsein ist.

    Das heißt, dass er

    kein Körper ist.
    Und
    keiner Nation zugehörig.
    Keinem Geschlecht.
    Keinem Alter.
    Keiner Religion.
    Keiner Gesellschaft.
    Keinem Rang.
    Keinem Namen.
    Keiner Aktion.
    Keiner Reaktion.
    Keiner Tradition.
    Keiner Partei.
    Keiner Familie.
    Keiner Doktrin.
    Keiner Philosophie.
    Keiner Geschichte.
    Ja keinem Planeten.
    Keiner Tat.
    Keinem Gefühl.
    Keinem Gedanken.
    Keinem Sinn und Unsinn.
    Keiner unwahren Wahrnehmung.

    Erst wenn der Mensch wieder lernt, sich kennenzulernen, wird er kennen, ohne zu lernen.
    Der Mensch quält sich mit der Politik und ihren bitteren Früchte, die er selber eingeführt und worüber gekämpft hat. Mit Folgen seiner Wirkungen, die er stets verursacht.
    Der Mensch erlebt in seiner geistigen Metamorphose mehr Stagnation in einer Lebensstation als alle Schmetterlinge zusammen.
    Er lernt schnell alles, außer, dass er an nichts kleben soll.
    Er lernt schnell, außer, dass er selbst und alles Bewusstsein ist.
    Er liebt alles, außer die Essenz des Lebens.
    Er liebt meist die Liebe, die ihn schmeichelt und im goldenen Käfig der glanzvollen Vitrine aufbewahrt. Zu wenig liebt der Mensch das Alles.
    Doch wenn der Mensch wirklich liebt, vollführt er wahre Wunder der Verwandlung.Wenn er auf sein Herz hört, wird ihm das Gehör der Wahrhheit geschenkt.

    Denn tief in seinem Herzen ist die Wahrheit.
    Die wahre Wahrheit, die er oft fühlt und wenig beachtet.
    In seiner Tiefe weiß der Mensch jedoch immer, dass nur das Herz ihn erhöht.
    Er fühlt oft, dass Liebe Flügel wachsen läßt.
    Und dass sein Denken ihm oft nur Flügel aus Wachs baut.
    Denn Fühlen steht über dem Denken.

    Mensch, folge deinem Herzen!

    Der Wert des Menschen ist nicht in seinem Kopf, sondern in seinem Herzen.

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  11. Axel Stöcker schreibt am 21. Januar 2018 um 23:44 „ich habe mal ganz profan bei Wiki nachgeschaut“

    Ja, das ist profan.

    Wikipedia ist nützlich, soweit es um Informationen und sogenannte Tatsachen* geht. Dann ist Schluß. Ende ihrer Möglichkeiten. Sie weiß nichts von Weisheit.

    Das heißt, sobald wir uns in den Raum der Philosophie begeben, verlassen wir das Profane. Anders geht es nicht. Wollen wir dagegen im Bereich des Profanen bleiben – wofür sich sehr viele Menschen entscheiden – bleibt uns die Philosophie (in ihrem wahren Sinne) verschlossen.

    *) Bei genauerem Hinsehen erweisen sich Tatsachen als Interpretationen.

    Axel Stöcker: „Intuition ist demnach…“

    Wollen wir die INTUITION kennenlernen, müssen wir uns auf sie einlassen, müssen wir SELBER mit ihr experimentieren. Nachschlagewerke helfen hier nicht. Und die Logik auch nicht – sie ist ausschließlich für die profane Welt zuständig.

    Axel Stöcker: „Richtig im Sinne von wahr oder wirklich“

    DEFINITION = ist aufrichtige Bereitschaft zur Verständigung. Erklärung wo nötig und so genau wie möglich.

    Ja, wir benutzen Begriffe, die eigentlich einer etwas differenzierteren Handhabung bedürfen, andernfalls fördern sie eher die Diffusion, als daß sie klärend wirken. Der Wahrheitsbegriff gehört dazu. Hier mal eine Differenzierung:

    WAHR im Feld der…
    … Justiz heißt „Fakten“.
    … Sinne nennen wir „wirklich“.
    … Logik benennen wir als „schlüssig“.
    … Forensik wird als „bewiesen“ angesehen.
    … Mathematik bedeutet: Die Lösung ist „richtig“.
    … Ingenieurswissenschaft bedeutet: „Es funktioniert“.
    … Moral gilt als „wahr(haftig)“, „ehrlich“, „authentisch“.
    … Experimentellen Wissenschaft wird „überprüfbar“ und „nachvollziehbar“ genannt.

    Axel Stöcker: „Ich bin nämlich gar nicht so sicher, ob die Naturwissenschaft die Wahrheit als Fundament habt, wie Sie sagen“

    A – Allein schon das Verifizieren & Falsifizieren ist im weiteren Sinne eine Methode der Wahrheitsfindung. Im Begriff „Verifizieren“ steckt – unübersehbar – das Wort „Wahrheit“. Die Wissenschaft ist in ihren besten Teilen an der Wahrheit interessiert, nämlich an dem, was ist.

    B – Umgekehrt ist es fatal, wenn die Gesellschaft an die scheinbare Unfehlbarkeit der Wissenschaft glaubt. Siehe die Formulierung: „Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß…“ Damit wird suggeriert, das Ergebnis könne nun nicht mehr angezweifelt werden, so als wäre in letzter Instanz ein endgültiges Urteil gefällt worden, als dürfte diese „Wahrheit“ jetzt nicht mehr in Frage gestellt werden.

    Axel Stöcker: „M. E. ist das Fundament der Naturwissenschaft das Objektivierbare, also das, was mehrere Beobachter gemeinsam als existent oder wirklich beschreiben würden“

    Das war mal ihr einziges Fundament. Spätestens seit der Quantenphysik ist das vorbei. Die neuen „Fundamente“ gleichen eher Schollen.

    Wissenschaft ist Interpretation.

    Die Interpretationen sind manchmal nützlich, manch-
    mal nicht. Erklären können sie uns (letztlich…) nichts.
    Es genügt, wenn diese nützen und – nicht schaden.

    Axel Stöcker „Der Unterschied könnte darin liegen, was man unter “richtig” versteht“

    Mit der Bewertung in „richtig & falsch“ bewegen wir uns auf der Horizontalen. Sie gehört zum linearen Denken, zur Logik, zur Mathematik, zur praktischen Wissenschaft.

    Die WAHRHEIT entzieht sich dem Denken. Sie gehört zur Vertikalen.

    „Das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis gehört zum
    Schönsten, dessen der Mensch fähig ist.“ – Albert Einstein

    *

    Kleines EXPERIMENT betr. Verstand:
    (Liebe Kinder, unbedingt nachmachen !)

    Stellen Sie sich mal auf nur einen Fuß (das geht auch auf Spanischem Boden 😉 ), den anderen ziehen Sie etwas hoch. Eine Minute lang auf nur einem Bein stehen… genügt.

    Mal angenommen, Sie fallen nicht um: Dann konnten Sie zwar vorab b e s c h l i e ß e n , die Balance halten zu wollen, also nicht umzufallen, aber DASS Sie nicht umfielen, hatten sie nicht in der Hand: Mittels einer Partition des Verstandes, auf die Sie in dieser Minute keinen Einfluß hatten, wurde das für Sie (vermutlich erfolgreich) erledigt.

    Über dieses kleine Experiment können Sie unmittelbar feststellen, daß der intellektuelle Teil des Verstandes hierbei nicht gebraucht wird, daß er hier nicht nütze ist; daß hier auch das Gedächtnis nichts nützt, nicht eine Intuition und auch keine Erkenntnis.

    Umgekehrt: Würden Sie den Ein-Fuß-Stand z.B. vom Denken abhängig machen – Sie würden sofort umfallen: Zum Denken brauchen wir viel zu viel Zeit.

    Der intellektuelle Teil des Verstandes wird im Leben des Menschen viel seltener gebraucht, als der gemeine Intellektuelle das gerne denkt. Meist ist er sogar hinderlich.

    Während dieses Versuchs können Sie zwar noch denken,
    aber NICHT als Mittel zur Bewerkstelligung der Balance !

    Das Selbe gilt für´s Fahradfahren und für viele andere Situationen, derer wir uns normalerweise nicht bewußt sind – außer wir hatten mal einen Unfall oder schulen uns in „bewußter Wahrnehmung“, auch ACHTSAMKEIT genannt.

    Ein Experiment für Fortgeschrittene in Sachen Bewußtheit: Mal einen ganzen Tag lang alles beobachten, was die beiden Hände und ihre Finger so alles und auf welche Weise tun. Nur beobachten.

    Für Mutige: Wer keine Angst vor der Wahrheit hat, der kann mal
    einen Tag lang beobachten, was er tatsächlich (!) denkt. Viel Spaß!

    Axel Stöcker: „Mit einem kühlen Bier auf die Wahrheit…“

    Zum Wohl !
    Nirmalo

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    1. „DEFINITION = ist aufrichtige Bereitschaft zur Verständigung. Erklärung wo nötig und so genau wie möglich“
      Ich denke nicht, dass das eine brauchbare Definition von „Definition“ ist. Definitionen sind oft schlicht Namensgebungen für bestimmte Erscheinungen oder Ideen. Sie haben die Funktion sicherzustellen, dass man weiß, worüber eigentlich geredet wird. Man kann natürlich über Definitionen geteilter Meinung sein, aber der Befund, dass unter einem bestimmten Begriff im Allgemeinen das und das verstanden wird, ist eine vergleichsweise simple Tatsache. Und die kann man natürlich auch bei Wiki nachschlagen – bei allen berechtigten Vorbehalten, die man gegen Wiki haben kann. Warum nicht?

      „Wollen wir die INTUITION kennenlernen, müssen wir uns auf sie einlassen, müssen wir SELBER mit ihr experimentieren. Nachschlagewerke helfen hier nicht. Und die Logik auch nicht – sie ist ausschließlich für die profane Welt zuständig.“

      Keine Logik bei der Intuition. So ist es! Deswegen die von mir genannte Definition (s. o.): Erfassen ohne bewusste Schlussfolgerungen. Sehe da jetzt keinen fundamentalen Widerspruch.

      WAHR ist ein schillernder Begriff, da haben Sie recht. Nach meinem Empfinden beschreiben die Naturwissenschaften in erster Linie die WIRKLICHKEIT. Damit sind sie in einem gewissen Sinne natürlich auch wahr. Aber WAHR kann natürlich auch etwas subjektiv erlebtes sein, das Naturwissenschaft nicht erfassen kann. Insofern ist WAHRHEIT m. E. umfassender als die WIRKLICHKEIT. Aber das ist, wie gesagt, meine persönliche „Definition“.

      „Das [das Objektivierbare] war mal ihr einziges Fundament. Spätestens seit der Quantenphysik ist das vorbei. Die neuen „Fundamente“ gleichen eher Schollen.
      Wissenschaft ist Interpretation.“

      Nein. Die Objektivierbarkeit hat sich durch die Quantenphysik mitnichten erledigt. Quantenphysikalische Experimente sind genauso beobachtbar und messbar wie andere. Und nein, Wissenschaft ist nicht Interpretation. Wissenschaft ist zunächst einmal experimentieren und beobachten. Allenfalls ist Interpretation ein Teil der wissenschaftlichen Tätigkeit. Nämlich dann, wenn es darum geht, die objektiven Messdaten zu deuten und eine Hypothese oder Theorie zu formulieren. Hier gibt es in der Tat bis heute große Diskussionen in der Quantenphysik (Stichwort: Kopenhagener Deutung und ihre Konkurrenten) und es ist kein Geheimnis, dass sich hier Naturwissenschaft und Philosophie gegenseitig durchdringen. Spannendes Thema!

      „Kleines EXPERIMENT betr. Verstand:…“

      Ja, da bin ich völlig d’accord. Die meisten körperlichen Prozesse könnte man mit dem Bewusstsein gar nicht steuern (z. B. die Prozesse, die in der Leber ablaufen), man wäre schlicht überfordert. Man weiß auch, wie auf diesem Blog schon beschrieben, dass für bewusste Prozesse eine Anlaufzeit von etwa 500ms notwendig ist. Für vieles viel zu langsam!
      Die Frage: Wozu dann eigentlich Bewusstsein? Um mit David Chalmers zu fragen: Was wäre, wenn alles im Körper wie immer abläuft, aber niemand ist zu Hause? Eine der wichtigsten und meistignorierten Fragen in der Hirn- und Bewusstseinsforschung.
      Ich habe keine schlüssige Antwort darauf. Sie?

      Generell ziehe ich ja Wein dem Bier vor. Aber man soll auch hier nicht verstockt sein ;-).
      Herzliche Grüße
      AS

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  12. Schönen Abend !

    Axel Stöcker am 24. Januar 2018 um 19:55: „Definitionen sind oft schlicht Namensgebungen“

    * Namen sind bloß Benennungen, Bezeichnungen.
    * Definitionen sind schlichte, aber kommunikations-unterstützende Kurzerklärungen.

    (ohne nachzuschlagen, versteht sich 😉 )

    Axel Stöcker: „bei Wiki nachschlagen … Warum nicht?“

    Selbstverständlich kann man auch nachschlagen. Aber wozu, wenn nicht erforderlich? Wozu, wenn sofort klare Verständigung zwischen den Beteiligten möglich ist?

    Axel Stöcker: „Nach meinem Empfinden beschreiben die Naturwissenschaften in erster Linie die WIRKLICHKEIT. Damit sind sie in einem gewissen Sinne natürlich auch wahr. Aber WAHR kann natürlich auch etwas subjektiv erlebtes sein, das Naturwissenschaft nicht erfassen kann. Insofern ist WAHRHEIT m. E. umfassender als die WIRKLICHKEIT. Aber das ist, wie gesagt, meine persönliche „Definition“.“

    So weit… JA. Also mehr als nur eine „persönliche“…

    Die physikalische Ebene ist die Ebene der sogenannten WIRKLICHKEIT, nicht aber die der Wahrheit. Das, was wir üblicherweise „Wirklichkeit“ nennen, ist in Wirklichkeit nicht die (ganze) Wahrheit, sondern eine bedarfsorientierte INTERPRETATION.

    „Meine Kaffee-Tasse ist ein fester materieller Gegenstand.“ Das ist meine einfach gestrickte Frühstücks-Wirklichkeit. Aber sie ist (nur) eine Interpretation.

    Als Niels Bohr vor 105 Jahren mal vorbei kam, sagte er: „Das ist kein fester Gegenstand. Es handelt sich im Wesentlichen um leeren Raum, in dem bloß ein paar Teilchen herumeiern“ und machte eine Skizze aus Kreisen und Punkten.

    Später sprach man dann auch noch von anderen Modellen, z.B. von einem „Welle-Teilchen-Dualismus“.

    Es sind nur wenige Formen von „Wirklichkeit“, die uns unter irgendwelchen Umständen (z.B. via Naturwissenschaft) zugänglich sind.

    Was die Weisen des fernen Ostens schon immer gesagt haben: „Die Welt ist Maya.“

    (Maya = Schein, Trug, Illusion)

    Soweit (oder sofern) unsere Wissenschaft wahrheitsorientiert arbeitet (ergründet, was ist), wird sie schließlich auf ihre Weise zur selben Einsicht gelangen. Nur, daß sie (immer noch) der Hybris folgt, ALLES ergründen zu können. Das ist ein bißchen so, als wenn jemand mit dem Vorschlaghammer die Algorithmen einer Software verstehen wollte.

    „Wenn es bei dieser verdammten Quantenspringerei bleiben soll, so bedaure ich, mich mit der Quantentheorie überhaupt befaßt zu haben.“– Erwin Schrödinger

    Also: Die Tasse ist in Wirklichkeit keine Tasse, sondern eine ILLUSION.

    Die gute Nachricht: Obwohl die Interpretation „Kaffee-Tasse“ also nur ein weiteres MODELL ist (eine These), so ist mir diese (streng genommen:) „Unwahrheit“ auf der sozialen Ebene von Nutzen, denn…

    Erst meine Projektion macht den Gegenstand (oder das Energie-Phänomen) für mich zur „Realität“ einer brauchbaren und hübsch anzusehenden Kaffee-Tasse.

    Ergo: Es sind unsere Vorstellungen, die unsere (so genannte !) Wirklichkeit schaffen.

    Axel Stöcker: „Nein. Die Objektivierbarkeit hat sich durch die Quantenphysik mitnichten erledigt.“

    Hat (so weit ich weiß) auch niemand gesagt. Wir müssen nicht die Dampfmaschine abschaffen, um ein sich autonom bewegendes Vehikel entwickeln zu können.

    Die primitiven Methoden haben noch nicht ausgedient;
    nur sollten wir anfangen…, intelligentere zu entwickeln.

    Axel Stöcker: „nein, Wissenschaft ist nicht Interpretation.“

    Und immer noch: DOCH, Wissenschaft ist Interpretation. Schon jede Fragestellung ist Interpretation. Jeder Versuchsaufbau ist bereits Interpretation und bestimmt damit auch das Ergebnis. Daß dumme Voraussetzungen dumme Ergebnisse bringen und letztere unter gleichen Bedingungen objektivierbar sind, bestreite ich dabei nicht.

    Axel Stöcker: „Die meisten körperlichen Prozesse könnte man mit dem Bewusstsein gar nicht steuern“

    Sie meinen vermutlich: „Die meisten körperlichen Prozesse könnte man mit dem intellektuellen Teil des Verstandes gar nicht steuern.“ Denn „mit dem Bewußtsein“ können Sie gar nichts steuern. Dann würde man vermutlich auch von „Steuerung“ sprechen. Das Bewußtsein tut gar nichts und es bewertet auch nichts. Das Bewußtsein ist nur Bewußtheit. (Kann jeder jederzeit selbst wahrnehmen, sofern er zwischen willentlichem Beobachten, Denken, Bewerten und Bewußtsein unterscheiden kann.)

    Und ja, hier können wir nur wenig steuer: Den Schließmuskel können wir ein paar Minuten in Schach halten, die Atmung willentlich beeinflussen, aber auch das nur für wenige Minuten: Müßten Sie seit diesem Eintrag Ihre Atmung ganz allein verantworten, Sie könnten diesen Satz schon nicht mehr lesen. 😦 Ihr Organismus hätte längst seine Seele verloren. Von allem anderen gar nicht zu reden. Hier ist Ehrfurcht angesagt.

    Axel Stöcker: „Wozu dann eigentlich Bewusstsein?“

    Wozu das Göttliche? Wozu so etwas wie „Mensch“? Wozu ein Blutkreislauf? Wozu die Intelligenz? Wozu Liebe?

    Axel Stöcker & David Chalmers: „Was wäre, wenn alles im Körper wie immer abläuft, aber niemand ist zu Hause?“

    Das ist größtenteils der Fall… wenn wir mechanisch handeln, assoziativ denken, drauflos reden und schlampig schreiben: Wir sind uns der Bewußtheit nicht bewußt. Dann benehmen wir uns wie autonom agierende Roboter: durchprogrammiert, aber unbewußt.

    Axel Stöcker: „Generell ziehe ich ja Wein dem Bier vor.“

    Vor dem Kaminfeuer einen edlen Cognac bei einer guten Zigarre, in der Spanischen Gluthitze ein frisch gezapftes kühles Bier – wunderbar !

    Lieben Gruß*

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    1. Grüß Gott!
      „„Wenn es bei dieser verdammten Quantenspringerei bleiben soll, so bedaure ich, mich mit der Quantentheorie überhaupt befaßt zu haben.“– Erwin Schrödinger
      Also: Die Tasse ist in Wirklichkeit keine Tasse, sondern eine ILLUSION.“

      Bis zu der Stelle bin ich weitgehend einverstanden. Aber hier macht es doch einen ziemlichen Hopser.
      Zunächst verstehe ich nicht so ganz, was Sie mit dem Zitat sagen wollen. Schrödinger hat wie Einstein die Hälfte seines Lebens gegen die Quantentheorie angekämpft, weil er den Determinismus auf der atomaren Ebene retten wollte. Er hat verloren. Das ist ein sehr interessantes Thema, aber ich sehe keinen Zusammenhang mit der Kaffeetasse.
      Die kann man als Interpretation betrachten, aber das ist etwas anderes als eine Illusion. Wäre vielleicht wieder ein Fall, um Definitionen nachzuschlagen.
      Als Illusion könnte man allenfalls die Festigkeit der Tasse bezeichnen. Wobei es eine ist, die man relativ leicht erklären kann.

      „Erst meine Projektion macht den Gegenstand (oder das Energie-Phänomen) für mich zur „Realität“ einer brauchbaren und hübsch anzusehenden Kaffee-Tasse.
      Ergo: Es sind unsere Vorstellungen, die unsere (so genannte !) Wirklichkeit schaffen.“

      Das ist eine mögliche Sichtweise, die ich ad hock mal als radikalen Konstruktivismus bezeichnen würde. Ich neige zu der Ansicht, dass es da draußen tatsächlich etwas gibt. Aber das sind Ansichten, die sich letztlich einer wissenschaftlichen Klärung entziehen.

      „Axel Stöcker: „Nein. Die Objektivierbarkeit hat sich durch die Quantenphysik mitnichten erledigt.“
      Hat (so weit ich weiß) auch niemand gesagt. Wir müssen nicht die Dampfmaschine abschaffen, um ein sich autonom bewegendes Vehikel entwickeln zu können.“

      Dann müssten Sie nochmal erklären, was Sie damit gemeint haben. Was genau ist vorbei?
      „Das war mal ihr einziges Fundament. Spätestens seit der Quantenphysik ist das vorbei. Die neuen „Fundamente“ gleichen eher Schollen.“

      „Und immer noch: DOCH, Wissenschaft ist Interpretation. Schon jede Fragestellung ist Interpretation. Jeder Versuchsaufbau ist bereits Interpretation und bestimmt damit auch das Ergebnis. Daß dumme Voraussetzungen dumme Ergebnisse bringen und letztere unter gleichen Bedingungen objektivierbar sind, bestreite ich dabei nicht.“

      Tut mir wirklich Leid, aber da liegen Sie falsch. Ein Experiment ist eine Frage an die Natur. Und so wie normale Fragen bestimmte Antworten ausschließen oder nahelegen, tut das natürlich auch ein Experiment. Soweit einverstanden.
      Aber jedes Experiment hat zwei Ebenen: die Messung und die Interpretation. Es ist keine Interpretation, dass die Lichtgeschwindigkeit rund 300000 km/s beträgt, sondern eine Messung. Und dieser Wert ist auch nicht durch den Versuchsaufbau bestimmt, sondern ein echter Erkenntnisgewinn.
      Interpretation kann dann sein, was dieser Wert bedeutet oder wie er zustande kommt. Aber Naturwissenschaft auf Interpretation zu reduzieren, bedeutet ihren Charakter gründlich zu verkennen.

      Mir ist es wichtig, Klarheit zu schaffen: Was kann ich wissen? Was ist Interpretation? Was ist widerlegbar? Was ist Ansichtssache?
      Gebt der Wissenschaft, was der Wissenschaft ist und der Religion, was der Religion ist.

      Es grüßt herzlich
      AS

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  13. Der Mensch ist Bewusstsein, das sich selbst vergessen hat.
    Der Mensch ist das Bewusstsein, das, sich vergessend, zur Maschine mutiert.
    Der Mensch wird zur Maschine, weil er sich als Bewusstsein vergißt.

    Unbewusstes Bewusstsein bedeutet Automatismus, bedeutet Maschinelles.
    Gedanken werden automatisch und so zu Gefühlen.
    Gefühlen werden automatisch und so zu Worten.
    Worten werden automatisch und so zu Gesten.
    Gesten werden automatisch und so zu Reflexen.
    Reflexen werden automatisch und so Taten.
    Das Leben wird zum Automatismus und so zum Reflex.
    Alles Leben wird für den unbewussten Menschen zum Reflex.
    Alles unbewusste Leben wird als bewusst empfunden für den unbewussten Menschen.
    Wenn das Leben zum Reflex wird und das Bewusste zum Unbewussten, so wird das Unbewusste zum Bewussten und der Trieb zum Anhieb.
    Wenn der Trieb zum Anhieb und der Wert zum Unwert, so wird der Unwert zum Wert.
    Wenn aber der Unwert zum Wert wird so wird das Leben zum Leid und das Wissen zum Glauben.

    Dies ist alles Maya, dies alles nur Illusion aus Zeit und Raum eines begrenzten und vergänglichen Verstandes, der nicht mal sich verstehen kann.
    Dies ist alles Leid.
    Ignoranz ist Maya und Maya ist nur Ignoranz- ganz egal, wie gebildet ,glaubend wie auch gläubig sind die Unwissenden.
    Wenn aber der Mensch erfährt, dass er reines Bewusstsein ist, wird alles harmonisch- wie am Anbeginn der Zeit.

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  14. Apropos Wissenschaft und Blogzitat:
    Wissenschaft fängt eigentlich mit Fragen an, folgt mit Theorien und Formeln und endet mit Wissen.

    Wissenschaft forscht von der Wirkung aus zur Ursache hin.
    Bis jede verursachte Ursache die eine ursachlose Ursache findet.
    Doch dafür braucht sie nicht mal ein Labor, nicht mal ein Dozent.
    Bewusstsein braucht keine Dozenten und keine Labaratorien, keine Lernbücher und keine Noten. Dafür gibt es keine Ränge, Gremien, Prämien und auch kein Studium.
    Bewusstsein weder lehrt man, noch wird gelernt.
    Bewusstsein erlebt man.
    Der Mensch ist der Fund all seiner Suche.
    Denn was der Mensch sucht, ist er selbst.
    Der Mensch sucht nach sich selbst .
    Im Außen. In einem Außen, das in seinem Inneren ist .
    Und in seinem Inneren, das auch sein Außen ist.

    Selbst wenn der Mensch erkennt, dass das Innere auch das Äußere ist und das Äußere dasselbe mit dem Inneren, erkennt er sich selbst.
    Und das wird der Augenblick seines Flugs in die Freiheit sein.
    Denn der Mensch ist zum Fliegen da.
    Er hat flugreife Flügel, doch er zieht noch vor, wie ein Vogelstrauß zu laufen.
    Wenn der Mensch sich erkennen wird, wird er alles erkennen, und stets wird er durch die Zeit fliegen, anstatt die Zeit durch ihn.
    Es ist das Bewusstsein, das auch als Mensch aus und in sich selbst fliegt und doch ewig still steht.

    Laß den Verstand draußen, wenn du das Innere betrittst.
    Laß den Verstand schlafen, wenn du erwachen wirst.
    Denn die Welt ist ein Bett schlafender Buddhas, die nacheinander erwachen.

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  15. Zu dem Heisenbergzitat.
    Das die Mathematik nur Möglichkeiten darstellt, aber keine Realitäten, sieht man schon an der einfachen Gleichung X^2=4. Lösung(2/-2). Die negative Lösung kann man aber in den meisten(allen?) Fällen in der Realität verwerfen.

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