Ist künstliches Bewusstsein möglich? – Dieter Birnbacher im Gespräch (Video)

In Zeiten, in denen ChatGPT in aller Munde ist, durften Dirc Boucsein von philosophies und ich einen Experten in Fragen des Transhumanismus und deren ethischer Bewertung befragen. Mit Prof. Dieter Birnbacher sprachen wir über die Frage, ob der Materialismus das menschliche Bewusstsein erklären kann, ob ChatGPT vielleicht eines Tages bewusst wird und ob der Epiphänomenalismus ein befriedigende Erklärung für der Orgasmus liefert. In folgenden Teaser kann man wie immer hineinschnuppern. Zu vollständigen Interview geht es hier.

Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher, Jahrgang 1946, ist ein deutscher Philosoph mit den Schwerpunkt Ethik. Er befasst sich unter anderem mit Problemen im Spannungsfeld von Transhumanismus und Biokonservativismus: Inwieweit dürfen und sollen wir die Natur des Menschen verändern? Hat die Unterscheidung von Künstlichkeit und Natürlichkeit ethisches Gewicht? Weitere Schwerpunkte sind Probleme des Epiphänomenalismus, Emotionstheorien und Schopenhauerforschung. Er ist außerdem Vizepräsident der Gesellschaft für Humanes Sterben e. V. und der Schopenhauer-Gesellschaft und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Giordano-Bruno-Stiftung.

Bewusstsein als Tanz des Gehirns – Prof. Georg Northoff im Gespräch (Video)

Why and how does our brain construct the self and consciousness? – Warum und wie konstruiert unser Gehirn das Selbst und das Bewusstsein? Diese Frage steht als Überschrift auf der Webseite von Georg Northoff, Professor für Neurophilosophie an der Universität von Ottawa. Es ist die alte aber nach wie vor aktuelle Frage, wie das entsteht, was wir permanent erfahren, fühlen, genießen oder erdulden, unser inneres Erleben, oft auch Qualia genannt.

Die Mainstreammeinung der Wissenschaft zu diesem Problem lässt sich grob so beschreiben: Bewusstsein ist etwas, das von biochemischen Prozessen im Gehirn gebildet wird. Das Problem dabei ist, dass niemand eine Ahnung hat, wie die Brücke zwischen beiden Phänomenen – materielles Gehirn einerseits, geistiges Erleben andererseits – aussehen könnte. Schon Leibniz hat von einem riesigen Modell des Gehirns geträumt, das man begehen könnte und darauf hingewiesen, dass man dort alle möglichen Prozesse würde beobachten können, aber eben kein Bewusstsein.

Da man seit Jahrhunderten vergeblich nach einer Lösung dieses Leib-Seele- bzw. Geist-Gehirn-Problems sucht, glauben manche Philosophen inzwischen, dass die Frage falsch gestellt sein könnte, und versuchen den in ihr liegenden Dualismus (Geist-Gehirn) zu umgehen.

In eine ähnliche Richtung denkt auch Northoff. Für ihn ist Bewusstsein nicht im Gehirn lokalisiert, sondern entsteht erst in der Interaktion zwischen Gehirn und Körper einerseits und der Umwelt andererseits. Wenn das Gehirn ein Tänzer ist und die Musik die Umwelt, dann ist das Bewusstsein der Tanz, der entsteht, wenn beide zusammenkommen. Das ist durchaus mehr als nur ein hübsches Bild, denn Northoff redet sehr konkret von Zeitskalen (und was ist Rhythmus anderes als eine Zeitskala?), die im Gehirn messbar sind und die mit Zeitskalen der Umwelt in Einklang gebracht werden müssen. Gelingt dies nicht, führt dies zu psychischen Störungen wie zum Beispiel Schizophrenie, wie Northoff aus seiner Praxis als Psychiater weiß.

Dirk Boucsein von philosophies und ich hatten Gelegenheit, diesen interessanten Denker zu interviewen. Sehen Sie hier den Trailer oder gleich das ganze Interview auf dem YouTube-Kanal Zoomposium.

Interview mit Prof. Georg Northoff (Trailer)

Prof. Dr. Dr. Georg Northoff (*1963 Hamburg) ist ein deutscher Psychiater und Philosoph. Er gilt als ein wichtiger Vertreter der Neurophilosophie. Northoff studierte in Hamburg, Essen, Bochum und New York. Ab 1996 arbeitete er als Oberarzt an der psychiatrischen Universitätsklinik in Magdeburg. Er habilitierte sich 1998 in Medizin und 1999 in Philosophie und lehrte unter anderem an den Universitäten Magdeburg und Harvard. An der Universität von Ottawa hat er den eigens eingerichteten Lehrstuhl für Geist, Gehirn und Neuroethik seit 2009 inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind funktionelle Bildgebung zur Untersuchung von Emotionen, Neurobiologie, psychiatrische Krankheiten, analytische Philosophie des Geistes, Neurophilosophie, Neuropsychoanalyse und Neuroethik.