Jeder kennt sie, die „Hirnscans“. Bilder des Gehirns, in denen bestimmte Regionen eingefärbt sind. Meistens handelt es sich dabei um sogeannte fMRTs (für funktionelle Magnetresonanztomotgrafie) bei denen über die Sauerstoffkonzentration des Blutes indirekt die Aktivität von Hirnregionen bestimmt wird. So beeidruckend die Bilder sind, so verführerischt sind sie auch, suggerieren sie doch, man könne mit einem „Scan“ des Gehirns mal eben feststellen, ob Herr Müller gerade an seine Hauskatze denkt. Dieser Eindruck stimmt aber nur sehr eingeschränkt, denn für das Erstellen der Bilder braucht man zweierlei: viel Zeit und viel Statistik.
Dass man letztere behutsam einsetzen muss, wenn man die Wahrheit darstellen (und nicht verzerren) will, hat sich seit Churchills Bonmot, man solle keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht habe, herumgesprochen. Auf „statistische Versuchungen“ im Bereich der Hirnforschung hat Prof. Cornelius Borck mit seinem Artikel „How to Do Voodoo with Functional Neuroimaging“ eindrucksvoll hingewiesen. Über die Macht der Bilder in der Wissenschaft und die großen menschlichen Fragen des Bewusstseins konnten Dirk Boucsein von philosophies und ich mit ihm sprechen. Hier geht es zum Teaser (das komplette Interview erscheint in den nächsten Tagen):
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Professor Dr. med. Cornelius Borck ist ein deutscher Wissenschaftshistoriker und Medizinphilosoph. Er forscht und lehrt am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck. Seine Forschungsschwerpunkte sind Hirnforschung zwischen Medientechnik und Neurophilosophie, medizinische Visualisierungsstrategien, Zeitgeschichte der Medizin und Epistemologie des Unscheinbaren in Wissenschaft und Kunst.