Was ich vor einem Jahr für einen Aprilscherz gehalten hätte, ist jetzt Realität. Nein, es geht nicht um irgendwelche politischen Entwicklungen, auch wenn es sich so anhört. Das Thema könnte unpolitischer nicht sein, was vielleicht schon die erste gute Nachricht ist.
Balduin geht auf Tour! Und mit ihm Die Großen Fragen und natürlich auch Zoomposium – aber der Reihe nach.
Die Frage, wie unser Bewusstsein entsteht und ob es uns (und, wenn ja, in welchem Sinne) „frei“ in unseren Entscheidungen macht, beschäftigt mich seit rund zwanzig Jahren. Sie war das Hauptthema des Blogs, sie ist eine zentrale Frage auf dem YouTube-Kanal Zoomposium und sie ist auch eines der beiden Welträtsel von Balduin, dem Protagonisten meines Romans, der im letzten Jahr erschien. Bei allen drei Projekten war die Grundidee, die Frage ganz offen, aber immer ausgehend von empirisch abgesichertem Wissen anzugehen. Es darf meiner Ansicht nach also auch gerne spekuliert werden (wie das bei ungelösten Fragen üblich ist), aber eben erst am „Ende“, also nach der Sichtung all dessen, was die Wissenschaft zu diesem Thema bisher zusammengetragen hat und nur im Einklang mit diesen Erkenntnissen, nicht dagegen. Wie sich in den Interviews auf Zoomposium, die Dirk und ich geführt haben, gezeigt hat, ist die Frage nach dem Bewusstsein nach wie vor stark „empirisch unterbestimmt“ (John-Dylan Haynes), so dass es ohnehin mehr als genug Raum für aufregende Überlegungen gibt. Anders ausgedrückt: Je weniger man über ein Thema weiß, desto mehr denkbare Erklärungen gibt es dafür – und über das Bewusstsein wissen wir immer noch verdammt wenig.
Es gibt eigentlich kein Thema, das uns mehr betrifft als die Entstehung unseres eigenen Bewusstseins. Außer vielleicht die Frage, warum wir lieben. In meinem Roman Balduins Welträtsel geht es um beides und in meinem Vortrag auch. Ich freue mich darauf, durch das Thema zu führen und danach mit Interessierten ins Gespräch zu kommen. Live – nicht bei Facebook oder irgendeinem Forum im Netz. Und hinterher am besten noch auf ein Glas Wein mit Open End. Ich freue mich auf Albstadt, ich freue mich auf Schramberg. Weitere Termine folgen. Wir sehen uns!
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Termine:
13. April, 18.00 Uhr: Albstadt, VHS
14. April, 15.00 Uhr: Schramberg, Podium Kunst e. V.
Presseschau:

Axel: „die Grundidee, die Frage ganz offen, aber immer ausgehend von empirisch abgesichertem Wissen anzugehen“
Damit setzt du dir selber wissentlich und
unnötig Erfahrungs- und Erkenntnisgrenzen.
Wozu diese Selbstblockade?
Brauchst du „empirisch abgesichertes Wissen“ um zu lieben?
Brauchst du „empirisch abgesichertes Wissen“ um zu vertrauen?
Brauchst du „empirisch abgesichertes Wissen“ um bewusst zu sein?
Für Banales… kann die „moderne
Wissenschaft“ Fluch oder Segen sein.
Wesentliches… kann sie nicht
erreichen. Dafür ist sie viel zu klein.
Frühlingsgrüße 🌷
von Nirmalo
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Nirmalo, keine „Erfahrungsgrenzen“, nein. Empirisch bedeutet ja nichts anderes, als aus der Erfahrung gewonnen 😉.
Empirisch abgesichertes Wissen brauchen wir nicht, um zu lieben, da hast Du recht, denn die Erfahrung der Liebe ist stärker als Wissen, sie schließt das Wissen sozusagen mit ein. Liebe ist so gesehen ein empirischer Befund, der für sich steht. Damit hast Du eigentlich auch schon sehr schön das Spannungsfeld des Romans beschrieben: Balduin sucht Wissen und findet die Liebe. Ob er bei einem dieser Punkte auch Gewissheit findet, verrate ich jetzt aber nicht 😀.
Um Bewusstsein zu erfahren, braucht es kein Wissen, auch da hast Du recht. Balduin will aber verstehen, nicht nur erfahren. Findest Du das ein eitles Unterfangen? Ihn führt es jedenfalls auf einen Weg.
Frühlingsgrüße zurück, ich freue mich schon auf die ersten Krokusse in Deutschland 🌹
Axel
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Axel: „die Erfahrung der Liebe ist stärker als Wissen“
Wissen (egal wie groß) ist bloß etwas Gedächtnisinhalt.
In die Frequenz der Liebe können wir uns eintunen, aber wir können sie nicht intellektuell „verstehen“. Das brauchen wir auch gar nicht: Ich kann einen Hund liebevoll berühren, ohne vorher „Die grundlegende Abhandlung über die Liebe“ studiert haben zu müssen.
Jedes Kind kann lieben.
Liebe und Wissen
befinden sich nicht
auf der selben Ebene.
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Axel: „Liebe ist so gesehen ein empirischer Befund“
Es gibt eine objektive und eine
subjektive Form von Wissenschaft.
Wenn wir klar unterscheiden können,
was wozu gehört, haben wir kein Problem.
Die Liebe können wir nicht mit der Wissenschaft
für Objekte angehen – sie ist nun mal nicht analysierbar.
Die objektivierende Wissenschaft bewegt sich,
was ihre Methoden betrifft (an der Geistigen
Reife gespiegelt) auf Kleinkind-Niveau (2).
Erst, wenn sie ihre Grenzen genau so klar erkennen kann wie ihre Möglichkeiten und wenn sie anerkennen kann, daß es Bereiche gibt, die ihr über den Horizont gehen, besteht noch Hoffnung, daß sie „wächst“. 🤗
Verantwortung übernehmen für das was man tut…
gehört zur Erwachsenen-Reife (4).
Lieben Gruß!
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„Die Liebe können wir nicht mit der Wissenschaft
für Objekte angehen – sie ist nun mal nicht analysierbar.“
Was wir mit „Liebe“ bezeichnen, ist ein Phänomen mit vielen Gesichtern. Je nach dem, wen man fragt, ist Liebe ein Gefühl (Mainstream), eine Kunst (Erich Fromm) oder der Atem Gottes, der die Schöpfung durchwest. Im Griechischen gibt es bekanntlich mehrere Übersetzungen für den Begriff „Liebe“. Warum sollten Aspekte der Liebe nicht mit der „Wissenschaft für Objekte“ analysierbar sein? Davor brauchen wir uns nicht zu fürchten. Wenn Irenäus Eibl-Eibesfeldt in seinem Klassiker „Liebe und Haß“ ausführt, dass Liebe im Rahmen der Brutpflege entstanden ist, so klingt das erst einmal furchtbar technisch und funktional. Aber wenn wir glauben, dass Liebe etwas große, allumfassendes ist, sollte es kein Problem für uns sein, dass wie einen Aspekt davon etwas genauer verstanden haben. Warum auch?
Ein subjektive Wissenschaft gibt es nicht. Jedenfalls nicht, wenn wir es mir Karl Popper halten. Und die intelligenten Wissenschaftler wissen auch, welche Grenzen sich daraus ergeben. Du kennst das Motto meines Blogs „Die Wissenschaft fängt eigentlich da an interessant zu werden, wo sie aufhört“. Aber sollen wir deshalb unseren Kopf nicht benutzen? Eben gerade doch!
Darüber, dass Liebe mehr sein kann, als das, was wir von ihr verstehen, habe ich in meinem Roman geschrieben. Balduin und Waldemar bekommen sie trotz aller Hirnscanner nicht zu fassen. Die Wissenschaft scheitert am Bewusstsein und an der Liebe. Sie hat vieles aufgedeckt, aber letztlich bekommt sie es nicht hin.
Dennoch sollten wir versuchen zu verstehen, auch wenn wir wissen, dass wir darin immer an irgendeinem Punkt scheitern werden, so wie Sisyphos. Der war ja auch glücklich. 😉
Und – keine Angst – wir können die Liebe weiterhin einfach spüren, auch wenn wir einen Teil von ihr verstanden haben.
Sommerliche Grüße
Axel
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„Bewusstsein“ gehört wohl zu den größten Rätseln der Rätsel dieser Welt. Elektrische Impulse, darauf basiert es. KI basiert ebenfalls auf elektrischen Impulsen. In der Antike kamen die großen philosophischen Fragen auf – und die sind bis heute ungeklärt. Der Film Welt am Draht basiert auf den Fragen der Antike – bzw. der Roman Simulacron-3 von Daniel F. Galouye (1964) dreht sich um Platons Höhlengleichnis und dergleichen Dinge mehr ->
https://info-allerlei.de/welt-am-draht.php
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