
Solche schönen Sätze liest man auf dem Blog von Peter Müller, müller-denkt. So, wie der studierte Philosoph seinen Lebensunterhalt ganz bodenständig in einem Fahrradgeschäft verdient, gestaltet er auch seinen Blog: vergeistigt und geerdet zugleich. In der Philosophie sieht der „Schwarze Peter“ (Müller über Müller) einerseits durchaus die Hypothek einer besonderen Form der „Gedankenschwere“, die „nicht sehr lebenstauglich ist“, aber andererseits eben auch ein „kurzweiliges und bereicherndes Sich-auf-den-Weg-machen“. Die Dinge sind nun mal nicht so eindeutig, wie viele es gerne hätten – nicht in der Philosophie, schon gar nicht im Leben und mitunter nicht einmal in den Naturwissenschaften. Darüber und über viele andere Untiefen der Philosophie und des Daseins überhaupt findet man auf Peter Müllers Blog anregende und unterhaltsam geschriebene Texte. Und natürlich hat er auch zu unseren „großen Fragen“ etwas zu sagen:
Wofür lassen Sie alles stehen und liegen?
Freunde in Not, ein eisgekühltes Mon Cherie, ein alpines Skirennen, die Arte-Sendung „Philosophie“ oder eine Folge der Fernsehserie „Californication“.
Welche Themen interessieren Sie am meisten?
Wenig überraschend: philosophische Themen. Warum? Weil die Philosophie aus der Mitte des Lebens kommt und im Fall der Ethik immer gesellschaftlich rückgebunden werden kann. Darüber hinaus interessiere ich mich für die oft faszinierenden und putzig anmutenden Vorlieben oder Verhaltensweisen mancher Leute. Vor einiger Zeit habe ich zum Beispiel gelesen, dass es Menschen gibt, die einen Luftballonfetisch haben.
Welcher Wissenschaftler fasziniert Sie besonders?
Es fällt mir schwer, eine Person herauszupicken. Grundsätzlich bewundere ich Wissenschaftler, die von ihrem Wirken überzeugt sind, aber nicht in die Falle tappen, ihre Erkenntnisse absolut zu setzen. Gerade in Zeiten von Corona hat der redliche wissenschaftliche Diskurs enorm gelitten. Vermutlich ging es dabei auch um Eitelkeiten und Pfründe.
Und welcher Philosoph?
Ludwig Wittgenstein, weil er uns eine tiefe, vielfältig auslegbare und in zahlreichen Lebenssituationen anwendbare Philosophie hinterlassen hat. Hinzu kommt: Ein riesiges Vermögen zu verschenken schafft auch nicht jeder.
Welche drei Bücher würden Sie den Lesern des Blogs der großen Fragen empfehlen?
1. Fjodor Dostojewskis „Schuld und Sühne“, weil es eine spannende und philosophisch angehauchte Kriminalgeschichte ist.
2. Oriana Fallacis „Wir, Engel und Bestien“, weil sich die italienische Journalistin auf beeindruckende Weise inmitten des Vietnamkrieges auf die Suche nach dem Wesenskern des Menschen gemacht hat.
3. Platons „Symposion“, weil es den wunderbaren Mythos von den in der Mitte entzweiten Kugelwesen enthält, die seitdem auf der Suche nach der fehlenden Hälfte sind.
Welche Musik mögen Sie?
Indie, Rock, Punk, Heavy Metal und – auch wenn es nicht zu passen scheint – die Bee Gees.
Auf welchem Gebiet herrscht heutzutage die größte Unwissenheit?
Da bin ich ehrlich gesagt überfragt. Aber ich denke, dass die größte Skepsis gegenüber dem Nutzen der Philosophie herrscht. Woran die Philosophie durch eine oft sperrige Sprache selbst schuld ist.
Was macht eine Frage bedeutend?
Eine, die zum Denken und zum Weiterfragen anregt… womit wir bei der Philosophie wären (wenig Antworten, viele FragenJ).
Eine Fee verspricht Ihnen die Antwort auf eine beliebige Frage. Was fragen Sie?
„Was darf ich hoffen?“ (Immanuel Kant). Mit eigenen Worten: Existiert etwas Größeres als das, was wir mit unserem innerweltlichen „Sensorium“ erkennen können? Wird dieses Rätsel nach dem Tod gelöst oder geht einfach nur das Licht aus?
Wo sehen Sie Grenzen menschlicher Erkenntnis?
Fragen, die auf die Transzendenz verweisen, werden wir wahrscheinlich niemals beantworten können.
Jemand erklärt Ihnen, die Frage nach Gott sei belanglos. Was antworten Sie?
Der Umstand, dass die Existenz Gottes nicht beweisbar ist, bedeutet nicht, dass das Fragen überflüssig ist. Selbst wenn alle naturwissenschaftlichen Fragen geklärt werden könnten, bliebe die Frage nach dem Warum. So sagte Werner Heisenberg „Der erste Trunk aus dem Becher der Wissenschaften macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott. Etwas praktischer ausgedrückt. Sollte es jemals möglich sein, bis zum Zeitpunkt t0 (Urknall) vorzudringen, stellt sich sofort die Frage „Was war vor dem Urknall?“. Am Ende landet man immer bei der Frage nach einem außerweltlichen Prinzip… egal, ob man es Gott nennt oder nicht.
Welche Bedeutung hat der Tod für Sie?
Ich halte es mit Martin Heidegger. Der war der Ansicht, dass es die Aufgabe des jeweiligen Daseins ist, sein Leben als ein eigentliches am Schopf zu packen. Dieses Sein-zum-Tode gibt im Idealfall die Kraft, der Welt des Man zu entfliehen und das Leben zu gestalten. Der Tod ist somit ein formendes Element des Lebens.
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Zum Blog von Peter Müller geht es hier.
Kluger Mann. Prägnante Antworten, gut zu lesen und zu bedenken. Weder aktivistische Verbaldiarrhoe noch narzisstischer Obskurantismus. Danke!
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Das richtige Leben, eine schicksalhafte Grundsatzfrage, von der genetischen Prägung bis hin zur Wahr- und Weisheit. Wir leben im religiösen individualistischen und gesellschaftspolitischen Pluralismus* dessen leidvollen menschheits-geschichtlichen Folgen* zu global-existentiellen Problemen und Krisen geführt haben. Diese existentiell globalen Probleme sind heute nur noch durch eine global-ethisch gelebten Konsens* lösbar.
Um diesen Konsens herzustellen braucht es eine globale erkenntnisstandgemäße Aufklärung* und einen global-ethische-moralischen Permanent-Diskur*s, damit alle Menschen – durch verbindliche ethischen Maßstäbe* – zu Mitgestaltern an der globalen Lebens-Zukunft werden können.
Die bisherige philosophische Ethik* hat zwar seit der Antike den Anspruch, für alle Menschen gültig zu sein, hat aber nicht zu einer eindeutigen, für alle Menschen verbindliche Definition dessen – was gut ist* – finden können. Philosophen konnten das Gute nicht klar definieren, weil sie das evolutionär noch junge (pubertierende) Bewußtsein* eitel bis heute überschätzt hat und mithin die unbewußten/tiefenpsychologischen Antriebskräfte verdrängte oder unterschätzte.
Überschätzung des Bewusstseins* beruht auch heute noch auf der unbewusst dominant wirksamen eitlen, vorteils- und machtorientierten Antriebsdynamik aller Tiere. Nur deshalb haben ganzheitlich philosophisch und machtpolitisch denkende Religionstifter* die Götter- Gläubigkeiten zu monotheistischen Religionen mit deren Geboten verwandeln konnten, weil sie die unbewusst dominanten Antriebskräfte* der Gefühle, Emotionen und Intuitionen* realistisch berücksichtigten.
Fast alle Menschen , mithin beinahe alle Philosophien -waren/sind und bleiben – mit ihren reflex-haften Reflexionen* den antriebsdynamischen – unbewusst dominant und neurotisierend wirksamen – Zwängen* ausgesetzt.
Dieser Zusammenhang erklärt die extreme Zunahme der neurotischen Erkrankungen und das entwicklungs- und erkenntnisstandwidrig kausale Versagen der Philosophien*. Wird dieser Zusammenhang bewusst philosophisch ethisch-moralisch reflektiert, werden/sind die unbewusst dominant wirksamen lebensschädlichen und kränkenden Antriebszwänge* entschärfbar.
Welche Rolle die religiösen und philosophisch begründeten Ethiken und die Menschenrechte und -Pflichten spielen können, oder spielen müssen, hängt von multifaktorellen gesellschaftspolitischen Verhältnissen und deren Verfassungen ab
Die Naturwahrheiten*, die natürlichen Notwendigkeiten* haben alles was lebt genetisch und gen-ethisch programmiert* und so das Verhalten durch ein `natürliche Sollen`der Lebewesen* bleibend geprägt.*
Wenn es heißt, „ohne Gott kein Gebot“ so ist dies von der Definition des Guten*, bzw. von der Gottesvorstellung abhängig und das Handeln orientiert sich an den Maßstäben der religiösen Ethik.
Gott ist, m. E. , logisch die „Vollkommenheit der Wahrheit*, weil er nicht größer, mächtiger,… und lieber vorstell- u. denkbar ist.
Mithin schließt diese Vollkommenheit die Idee und deren Erleben im Guten und Schönen ein – und das Schlechte definiert sich von allein.Die Wahrheit und deren antriebsdynamisch logisch programmiertes Wirken in allem Leben kann logisch keine Negationen des Seins sein, sondern nur das positive, nachhaltig lebensförderlich gestaltete Sein selbst.
Kurz: Gut ist*, was so nachhaltig lebensförderlich* wie erkenntnisstandgerecht möglich ist*.
Man kann diese Zusammenhänge nur entwicklungsgeschichtlich und erkenntnisstandabhängig philosophisch erkenntnistheoretisch widerspruchsfrei, ganzheitlich begründen*, erklären* und verstehen*, weil die Religionen sich mit ihren unterschiedlichen Geboten u. dogmatischen Wahrheitsansprüchen ökumenisch noch auf der Suche nach dem Religionsfrieden* befinden.
Alle Gläubigkeiten, Gottesvorstellungen mit ihren Gewißheiten sind mit allem erkennbaren und nichterkennbaren Wissen durch die tatsächliche und logische Vollkommenheit der Wahrheit* untrennbar verbunden. Größer oder kleiner als diese denkbare und unüberbietbare „Vollkommenheit der Wahrheit* – ist Gott logisch* nicht vorstellbar.
Insgesamt gibt es bei den Pflichten und Tugenden große Schnittmengen zwischen religiösen und philosophischen Ethiken. Die Unterschiede sind bei den Begründungen, bei erlebbaren Offenbarung und der lebenspraktischen Vernunft* nicht so gravierend, weil diese sich in den religiösen – und philosohischen Ethiken* und im Guten und den Menschenrechten und -Pflichten* inhaltlich in einem Guten existentiell „überlappend“ miteinander im Konsens* verbinden können, wie John Rawl anmerkt.
Also besteht über grundlegende moralische und rechtliche Pflichten* die notwendige Einigkeit, als Voraussetzung, die anstehenden menschlichen Krisen und des Menschen natürlich bedingten Probleme lösen zu können. Diese Einigkeit braucht nur noch von allen miteinander lebenspraktisch individuell und global um- und durchgesetzt werden.
Auf geht`s!
Mehr dazu im Internet allgemein und Facebook speziell unter: > klaus roggendorf + – * <
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