100. Beitrag: John-Dylan Haynes im Gespräch

Dies ist der 100. Beitrag auf diesem Blog. Es hätte keinen besseren Interviewpartner treffen können als John-Dylan Haynes, den ich wie immer zusammen mit Dirk Boucsein von philosophies.de interviewen durfte. An Haynes‘ faszinierenden Experimenten habe ich mich schon in den Anfangszeiten dieses Blogs abgearbeitet (hier und hier) und in meinem Roman Balduins Welträtsel wird kontrovers über sie diskutiert. Allen voran das „Duell Mensch gegen Maschine“ – ein Hauch von High Noon in der Neurowissenschaft. Daher stand Haynes auf meiner persönlichen Wunschliste der Interviewpartner ganz weit oben.

Getroffen haben wir einen sympathischen und bescheidenen Wissenschaftler, der sich selbst einen Empiriker nennt, sich aber über die philosophischen Konsequenzen seiner Experimente mehr Gedanken gemacht hat als mancher andere, so mein Eindruck. Und jemand, der seine eigenen früheren Aussagen reflektiert. Manche Ergebnisse würde er heute weniger deterministisch auslegen als damals. Aber schauen Sie selbst. Hier wie immer der Trailer. Das vollständige Interview gibt es auf dem YouTube-Kanal Zoomposium.

Führt mehr (künstliche) Intelligenz zu (künstlichem) Bewusstsein? – Prof. Dimitri Coelho Mollo im Gespräch

Im Interview, das Dirk Boucsein von Philosophies und ich führten, ging es auch dieses Mal wieder um aktuelle Fragen künstlicher Intelligenz und künstlichem Bewusstsein. Professor Dimitri Coelho Mollo, Wissenschaftsphilosoph mit Spezialisierung auf Künstliche Intelligenz und Kognitionswissenschaft, fragten wie unter anderem, wie man diese beiden Begriffe voneinander abgrenzen könne. Als Gast-Interviewer unterstützte uns dieses Mal Yervant Kulbashian (Engineering Manager bei einer kanadischen KI-Plattform). Vielen Dank!

Coelho Mollo ist Gebietskoordinator des Centre for Transdisciplinary AI (TAIGA) an der Umeå University (Schweden) und externer Principal Investigator am Science of Intelligence Cluster (Berlin). Seine Forschung konzentriert sich auf grundlegende und erkenntnistheoretische Fragen innerhalb der künstlichen Intelligenz und der Kognitionswissenschaft und sucht nach Wegen, unser Verständnis von Geist, Kognition und Intelligenz in biologischen und künstlichen Systemen zu verbessern.

Wie immer kann man hier über unseren Teaser in hineinschnuppern. Das vollständige Interview findet sich hier auf unserem Kanal Zoomposium.

Das Gewebe der Wirklichkeit – Gerd Ganteför im Gespräch

Eine wesentliche Erkenntnis der modernen Physik lautet: Nichts ist nicht Nichts. Korrekter formuliert: Das Vakuum enthält etwas. Was wir uns als die absolute Leere vorstellen ist in Wirklichkeit ein Meer von Möglichkeiten, in dem „Wirbel“ Teilchen hervorbringen.

Wie soll man das bitte verstehen? Professor Gerd Ganteför, Physiker, Emeritus der Universität Konstanz, Buchautor und bekannter YouTuber hat dafür, wie für viele andere Fragen auch, ein anschauliches Bild parat: Vielleicht ist das Vakuum für uns das, was für den Fisch das Wasser ist, denn der kann sich auch nicht vorstellen, dass Wasser „etwas“ sein soll, weil er nichts anderes kennt.

Dirk Boucsein von philosophies und ich sprachen mit Gerd Ganteför darüber, ob sich das Universum anders verhält, wenn es betrachtet wird (ja!), über die Rolle von Information im Weltbild der Physik und wie sie mit dem Phänomen Leben zusammenhängen könnte und darüber, ob „Scotty, beam me up“ irgendwann Realität werden könnte. Hier wie immer der Teaser. Zum vollständigen Interview geht es hier.

Ist künstliches Bewusstsein möglich? – Dieter Birnbacher im Gespräch (Video)

In Zeiten, in denen ChatGPT in aller Munde ist, durften Dirc Boucsein von philosophies und ich einen Experten in Fragen des Transhumanismus und deren ethischer Bewertung befragen. Mit Prof. Dieter Birnbacher sprachen wir über die Frage, ob der Materialismus das menschliche Bewusstsein erklären kann, ob ChatGPT vielleicht eines Tages bewusst wird und ob der Epiphänomenalismus ein befriedigende Erklärung für der Orgasmus liefert. In folgenden Teaser kann man wie immer hineinschnuppern. Zu vollständigen Interview geht es hier.

Professor Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher, Jahrgang 1946, ist ein deutscher Philosoph mit den Schwerpunkt Ethik. Er befasst sich unter anderem mit Problemen im Spannungsfeld von Transhumanismus und Biokonservativismus: Inwieweit dürfen und sollen wir die Natur des Menschen verändern? Hat die Unterscheidung von Künstlichkeit und Natürlichkeit ethisches Gewicht? Weitere Schwerpunkte sind Probleme des Epiphänomenalismus, Emotionstheorien und Schopenhauerforschung. Er ist außerdem Vizepräsident der Gesellschaft für Humanes Sterben e. V. und der Schopenhauer-Gesellschaft und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Giordano-Bruno-Stiftung.

Voodoo-Zauber mit „Hirnscans“ und die Macht der Bilder – Cornelius Borck im Gespräch (Video)

Jeder kennt sie, die „Hirnscans“. Bilder des Gehirns, in denen bestimmte Regionen eingefärbt sind. Meistens handelt es sich dabei um sogeannte fMRTs (für funktionelle Magnetresonanztomotgrafie) bei denen über die Sauerstoffkonzentration des Blutes indirekt die Aktivität von Hirnregionen bestimmt wird. So beeidruckend die Bilder sind, so verführerischt sind sie auch, suggerieren sie doch, man könne mit einem „Scan“ des Gehirns mal eben feststellen, ob Herr Müller gerade an seine Hauskatze denkt. Dieser Eindruck stimmt aber nur sehr eingeschränkt, denn für das Erstellen der Bilder braucht man zweierlei: viel Zeit und viel Statistik.

Dass man letztere behutsam einsetzen muss, wenn man die Wahrheit darstellen (und nicht verzerren) will, hat sich seit Churchills Bonmot, man solle keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht habe, herumgesprochen. Auf „statistische Versuchungen“ im Bereich der Hirnforschung hat Prof. Cornelius Borck mit seinem Artikel „How to Do Voodoo with Functional Neuroimaging“ eindrucksvoll hingewiesen. Über die Macht der Bilder in der Wissenschaft und die großen menschlichen Fragen des Bewusstseins konnten Dirk Boucsein von philosophies und ich mit ihm sprechen. Hier geht es zum Teaser (das komplette Interview erscheint in den nächsten Tagen):

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Professor Dr. med. Cornelius Borck ist ein deutscher Wissenschaftshistoriker und Medizinphilosoph. Er forscht und lehrt am Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck. Seine Forschungsschwerpunkte sind Hirnforschung zwischen Medientechnik und Neurophilosophie, medizinische Visualisierungsstrategien, Zeitgeschichte der Medizin und Epistemologie des Unscheinbaren in Wissenschaft und Kunst.

Google-Lambda hat keinen Leib – Prof. Thomas Fuchs im Gespräch (Video)

Wie entsteht Bewusstsein? Nicht zum ersten (und sicher auch nicht letzten) Mal stellten wir beim Zoomposium diese Frage einem Experten. Der Psychiater und Philosoph Prof. Dr. Thomas Fuchs versucht sich der Antwort ganzheitlich zu nähern. Er kritisiert den herrschenden Neurokonstruktivismus und Vertritt die Ansicht, dass Bewusstsein nur zu verstehen ist, wenn man den Körper und seine Funktionen viel stärker berücksichtigt, als das gemeinhin der Fall ist (Theorien der Verkörperung (Embodiment) und des Enaktivismus).

Außerdem sprachen Dirk Boucsein von philosophies.de und ich mit ihm über die Ansichten des israelischen Historikers Yuval Harari („Homo Deus“), die Veränderung der Gesellschaft durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Medizin und Justiz und die Frage, wie die KI von Google-Lambda einen Anwalt verlangen konnte, um gegen ihr Abschalten vorzugehen.

Hier geht es zum vollständigen Zoomposium-Interview. Wer sich zuerst einen Eindruck verschaffen möchte, kann sich wie immer zuerst hier unseren circa fünfminütigen Teaser anschauen.

Prof. Dr. Thomas Fuchs ist Leiter der Sektion „Phänomenologische Psychopathologie und Psychotherapie“ der Klinik für Allgemeine Psychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg, Forschungsstellenleiter der Karl Jaspers-Gesamtausgabe der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie (DGAP).

Zwischen Urknall und „Popper-Keule“ – Thomas Naumann und Ilja Bohnet im Gespräch über die Rätsel des Universums (Video)

Beim Zoomposium durften Dirk Boucsein (philosophies.de) und ich diesmal die beiden Buchautoren Prof. Dr. Thomas Naumann und Dr. Ilja Bohnet interviewen. Die beiden Physiker haben jüngst ein Buch über die offenen Fragen in den Naturwissenschaften veröffentlicht. Es ging aber nicht nur um dunkle Materie und das Comeback von Einsteins kosmologischer Konstante, sondern auch um noch „größere“, weil philosophische Fragen. Unter anderem:

Ist der Kosmos schön und ist Schönheit ein Kriterium für Wahrheit? Warum fand die katholische Kirche die Idee des Urknalls so toll? Ist die Feinabstimmung des Universums ein Hinweis auf einen Schöpfer? Ist die Stringtheorie eine Metaphysik und – falls ja – eine gute? Und wie würde Karl Popper das einschätzen?

Das und mehr findet man hier im Interview auf unserem Kanal Zoomposium. Wer sich zunächst einen Eindruck verschaffen möchte, kann mit diesem Teaser hineinschnuppern:

Geist und Nahtod – Prof. Godehard Brüntrup im Gespräch (Video)

Zusammen mit Dirk Boucsein von philosophies.de hatte ich das Vergnügen den
Philosophieprofessor Godehard Brüntrup von der Hochschule für Philosophie in
München interviewen zu dürfen. Prof. Brüntrup vertritt einen Panpsychismus. Er
steht daher dem Physikalismus und der Idee, Evolution können allein durch
zufällige Prozesse vorangetrieben werden, kritisch gegenüber. Bekannt ist er
außerdem, weil er vor vielen Jahren eine intensive Nahtoderfahrung hatte, von
der er sehr offen berichtet.

Das Interview mit Prof. Brüntrup ist zweigeteilt. Wer sich mehr für die
Metaphysik des Geistes interessiert, der findet hier direkt zu Teil 1. Wer mehr
am Thema Nahtoderfahrung interessiert ist, der kann sich hier direkt Teil 2
anschauen. Und wer sich zunächst einen allgemeinen Eindruck verschaffen
möchte, schaue sich einfach den folgenden 6-minütigen Teaser an.

Sind Strukturen der Schlüssel zum Bewusstsein? – Prof. Holger Lyre im Gespräch (Video)

„Wie können wir über Dinge in der Außenwelt denken? Wie kann der Inhalt unserer Gedanken von der Welt handeln? Wie können wir überhaupt inhaltsvoll denken? Und was sind Inhalte, was sind Bedeutungen?“

Über solche und andere Fragen sprach ich zusammen mit Dirk Boucsein von philosophies mit dem Wissenschaftstheoretiker und Professor für Theoretische Philosophie Holger Lyre von der Universität Magdeburg. Prof. Lyre verfolgt den Ansatz des Strukturenrealismus, einer Denkrichtung, in der nicht die Eigenschaften der Objekte im Vordergrund stehen, sondern die Relationen zwischen ihnen und die sich daraus ergebenden Strukturen. Ein Konzept, das zunächst ungewöhnlich erscheinen mag, aber z. B. durch die Betrachtung quantenmechanischer Objekte nahegelegt wird. Die Eigenschaften eines Elektrons erschließen sich nur in der Wechselwirkung mit anderen Teilchen. Wie das Elektron „an sich“ ist, wissen wir nicht. Das weiß gerade auch Holger Lyre, der auch Physik studierte und lange mit Carl Friedrich von Weizsäcker zusammengearbeitet hat.

Inwieweit dieser Ansatz bei Fragen über die Natur des Bewusstseins weiterhilft, sehen Sie in unserm Interview. Hier der Trailer:

Sehen Sie das komplette Interview auf dem YouTube-Kanal Zoomposium.

Holger Lyre (* 1965) ist ein deutscher Wissenschaftstheoretiker und Professor für Theoretische Philosophie. Er ist Mitglied am Center for Behavioral Brain Sciences (CBBS) und war Gründungspräsident der Gesellschaft für Wissenschaftsphilosophie (GWP). An der Universität Magdeburg betreut er den in dieser Form einmaligen Studiengang „Philosophie-Neurowissenschaften-Kognition“ (PNK). Erwähnenswert ist auch seine Vorlesung zur Philosophie des Geistes, die man sich komplett auf YouTube anschauen kann (hier).

Kann das Gehirn das Gehirn verstehen? – Prof. Wolf Singer im Gespräch (Video)

„Jede Entscheidung ist die Folge von neuronalen Wechselwirkungen. Aufgrund von physikalischen und chemischen Vorgängen im Gehirn musste es so passieren, dass man selbst zu dieser bestimmten Entscheidung gekommen ist.“ Wolf Singer ist nicht zuletzt aufgrund solch pointierter, einem freien Willen keinerlei Raum gönnenden Formulierungen bekannt geworden. Er hat immer wieder darauf hingewiesen, dass Erkenntnisse aus der Hirnforschung Konsequenzen bis in das Strafrecht hinein haben sollten. Treu seinem Grundsatz, dass die Wissenschaft eine Verpflichtung zur Kommunikation mit der Gesellschaft habe, ist er damit auch kontrovers geführten Diskussionen nie aus dem Weg gegangen.

Es war also zu erwarten, dass Dirk Boucsein von philosophies.de und ich in unserem Interview einen Wolf Singer erleben, der einen konsequent naturalistischen Standpunkt vertritt. Wir haben aber auch einen bescheidenen und sehr reflektierten Wolf Singer erlebt, der sich der Grenzen der eigenen Erkenntnisfähigkeit bewusst ist und dennoch versucht, die ganz harten Nüsse zu knacken. So bietet er zur Lösung des „Hard Problems“ einen Ansatz, den vermutlich nicht alle von ihm erwartet hätten – um das Problem „zu verkleinern“, wie er sich selbst ausdrückt. Sehen Sie hier den Trailer (Länge: 3:25 min) zum Interview:

Trailer zum Interview mir Prof. Wolf Singer

Das vollständige Interview finden Sie auf dem Youtube-Kanal Zoomposium.

Professor Dr. Wolf Singer (*1943 München) ist ein deutscher Neurophysiologe und Hirnforscher. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist Aufklärung neuronaler Prozesse bei höheren kognitiven Leistungen (wie z. B. „Bewusstsein“). Er studierte in München, Paris und Sussex und habilitierte 1976 an der TU München in Physiologie. 1981 wurde er Direktor des Max-Planck-Instituts für Hirnforschung in Frankfurt am Main. In den Nullerjahren gründete er das Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS), das Brain Imaging Center (BIC) und das Ernst Strüngmann Institut (ESI). Seit 2011 ist er Honorarprofessor für Physiologie und leitet das „Singer-Emeritus-Department“ am MPI Frankfurt.